Unverhoffte Aktualität für Mobilitäts-Diskussion

Foto „Schwarz-weißes Ladekabel in Auto eingesteckt“ von Chuttersnap @ Unsplash
Foto „Schwarz-weißes Ladekabel in Auto eingesteckt“ von Chuttersnap @ Unsplash

Schwerlasttransporte, Schifffahrt und Luftverkehr: Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe (E-Fuels) sollten für solche Transportaufgaben eingesetzt werden, für die batterieelektrische Antriebe auf mittlere Sicht nicht zur Verfügung stehen. Das ist ein Ergebnis einer Diskussionsrunde über die Perspektiven der Mobilität für die Zeit nach dem Verbrenner-Aus mit Expertinnen und Experten aus Forschung, Industrie und Gewerkschaften im Oldenburger CORE am Dienstag, 3. September. Die Wissenschaftler betonten, dass insbesondere das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) in den vergangenen zweieinhalb Jahren viele gute Entscheidungen getroffen habe, um die Wasserstoffproduktion in Deutschland voranzubringen. Sie wiesen allerdings auch darauf hin, dass hierfür erhebliche Investitionen erforderlich sind.

Das weiß auch die Oldenburger Bundestagsabgeordnete Susanne Menge (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), die zu der Diskussion eingeladen hatte. „Ich denke, dass wir diese Investitionen ohne Reform der Schuldenbremse nicht stemmen können. Dafür müssen wir zu viele Probleme gleichzeitig angehen“, gab sie zu bedenken. Zu der Diskussion über die Möglichkeiten, ohne fossile Energien mobil zu bleiben, hatte sie mit Prof. Dr. Carsten Agert (Institutsdirektor Vernetzte Energiesysteme, DLR Oldenburg) und Dr. Christian Spitta (Abteilungsleiter Wasserstoff-Infrastruktur des Zentrums für Brennstoffzellen-Technik Duisburg) unter anderem zwei ausgewiesene Experten für wasserstoffbasierte Antriebe eingeladen.

Eine unverhoffte Aktualität hatte das im zweiten Teil der Veranstaltung behandelte Thema E-Mobilität bekommen, nachdem der von Überkapazitäten und schwachen Verkaufszahlen geplagte Autobauer Volkswagen am Montag zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit umfangreiche Sparpläne angekündigt hatte. Franka Helmerichs, die 1. Bevollmächtigte der IG Metall am VW-Standort Emden, kam direkt von einer Pressekonferenz zu den VW-Sparplänen nach Oldenburg, um an der Diskussion teilzunehmen. In Emder VW-Werk ist der Wandel besonders deutlich sichtbar. Nachdem dort jahrzehntelang das Erfolgsmodell Passat vom Band lief, werden inzwischen hauptsächlich Elektroautos der Modellreihen ID.4 und ID.7 hergestellt. Für Helmerichs kam diese Umstellung zu spät und es wurde ihrer Auffassung nach zu sehr auf hochpreisige Modellreihen gesetzt, so dass das Unternehmen der Konkurrenz aus Fernost im unteren und mittleren Preissegment kaum etwas entgegenzusetzen habe. Das sei aber nur eins von mehreren Problemen bei Volkswagen.

Auch wenn es beim größten europäischen Autobauer Volkswagen zurzeit nicht rund läuft, das absehbare Aus für Autos mit Verbrenner-Motor muss keine Arbeitsplätze kosten, wenn sich die Unternehmen frühzeitig auf den Wandel einstellen und ihn aktiv mitgestalten, hieß es am Dienstag im CORE. Dafür bräuchten sie allerdings Rahmenbedingungen, die über Legislaturperioden und Regierungswechsel hinweg langfristige Planungssicherheit böten. Das schaffe auch Akzeptanz für den Mobilitätswandel in der Gesellschaft. Ziel müsse es sein, ausreichend zuverlässige Mobilitätsangebote zur Verfügung zu stellen, damit jede und jeder selbst entscheiden kann, wie er oder sie mobil sein möchte, gab sich das Podium überzeugt.

„Und da schließt sich der Kreis: Auch das ist ohne große Investitionen von staatlicher Seite nicht möglich,” kommentierte Susanne Menge zum Abschluss der vom Oldenburger Journalisten Oliver Bruns moderierten Diskussion.

 

1. Video bei YouTube: Wasserstoffbasierte Antriebe
2. Video bei YouTube: E-Mobilität